hr-iNFO-Büchercheck: Hart auf hart von T.C. Boyle

hr-iNFO-Büchercheck: Hart auf hart von T.C. Boyle

20.02.2015

Der amerikanische Schriftsteller T.C.Boyle gehört zu den Top Ten der Gegenwartsautoren in den USA. Jetzt hat er seinen 25. Roman geschrieben. Und der erscheint in deutscher Übersetzung sogar fast zwei Monate früher als im Original in den USA. Ein Zeichen dafür, welche Bedeutung der Autor in Deutschland hat. hr-iNFO Bücherchecker Frank Statzner hat ihn gelesen.

Worum geht es?

Boyle lässt wie so oft Menschen auftreten, die für amerikanische Mythen stehen. Er unterwirft sie dabei aber einem kritischen Blick, der die Schwächen der US-Gesellschaft unserer Tage offenlegt. Mit drei Figuren baut er das Szenario. Zum einen Sten, ein pensionierter Schulleiter, ehemaliger Vietnamkämpfer. Die zweite Figur ist Stens Sohn Adam, Mitte 20. Im Leben gescheitert, in totaler Ablehnung der Eltern, hat er sich in den Wald in Nordkalifornien zurück gezogen, baut illegal Mohn an, lebt vom Drogenverkauf, ist ständig berauscht. Und noch schlimmer: er ist schizophren, paranoid. Er sieht sich als Wiedergeburt des legendären Trappers John Colter aus dem frühen 19. Jahrhunderts. Seine Mitmenschen sind für ihn größtenteils Aliens. Die dritte Figur ist Sara, 40, eine Hufschmiedin. Sie gehört einer Bewegung an, die den Staat und seine Normen nicht akzeptieren will. Sie gerät in Konflikt mit dem Gesetz und verliebt sich in Adam.

Wie ist es geschrieben?
Das ist eins von den Büchern, die man anfängt zu lesen und nach drei Seiten kann man schon nicht mehr aufhören. Das gelingt zum einen, weil die Figuren plastisch werden in den Beschreibungen und den Dialogen. Zum anderen, weil der Plot spannend ist und sich die Story zum Thriller entwickelt. Die Sprache ist einfach und alltagssprachlich. Zum Beispiel als Adam am Mohnfeld auf Waldwächter trifft, Freunde seines Vaters.

 „Was zum Teufel?, rief Hundefresse. Oder nein: Er bellte es. Wie ein Hund. Das war der Augenblick, in dem der andere, sein Kumpel, seine Rückendeckung, ganz deutlich zu erkennen war: In einem Sekundenbruchteil konstituierte sich sein Gesicht, trotz der Kapuze des Regenmantels und der glitzernden Regentropfen auf den Schultern und dem Giftgasdunst, der dahintrieb, um die Person und die Absichten dieses Aliens zu verbergen, und er war der übelste aller Aliens, die Nummer eins, das pure Gift. Adam?, sagte er. Was machst du - ? Er kam nicht dazu, mehr zu sagen. Es gab nichts mehr zu sagen."

Wie gefällt es?
„Hart auf Hart“ ist ein ideales Buch für ein verregnetes Wochenende oder einen Erholungsurlaub. Es hat hollywoodreife Actionszenen und ist einfach große Unterhaltung. Aber eben noch mehr: Boyle hat sich das Milieu seiner Figuren genau angeguckt. Die gelangweilten Rentner, ihren Rassismus und ihre Mexikanerphobie, die Bürgerwehrmentalität, die Vorurteile. Und auf der anderen Seite die Aussteiger aus der Gesellschaft, die den Mythos ihres Landes falsch verstanden haben. Und am Ende dann auch noch eine Botschaft, für den, der sie hören will: Waffen sollten nicht frei verfügbar, Gewalt sollte ein Monopol des Staates sein.

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gebundenes Buch, 395 S.
Sprache: Deutsch
Carl Hanser Verlag
ISBN: 9783446247376